DER ULTIMATIVE SIARGAO ISLAND GUIDE

TEIL 1: VERLIEBEN

Siargao, eine philippinische Insel wie aus dem Bildband, ist unser zweites Zuhause.
Und Traum-Destination immer mehr Reisender. Warum? Verraten wir.

Foto: Camille Robiou du Pont

In Zeiten, in denen es nichts außer einer stabilen Internetverbindung braucht, um Sensationen mit der Welt zu teilen, sind unentdeckte Orte selten geworden. Auch Siargao, eine gerade mal 440 Quadratkilometer kleine Insel im Osten der Philippinen, hat seinen Secret Spot-Status längst an reisewütige Instagrammer verloren und wird schon in einem Atemzug mit Canggu und Tulum genannt. Überrannt? Ist dieses Fleckchen Erde aber noch lange nicht.

Rund sechs Jahre ist es her, dass uns Freunde aus Manila so lange in den Ohren lagen, bis wir die letzten drei Tage unseres alljährlichen Philippinen-Trips für die Insel „abknapsten“. „Vergesst Palawan, bucht Siargao.“ Taten wir. Zähneknirschend. Denn außer einer Hand voll Fotos und ein paar veralteter Reiseberichte war online kaum etwas darüber zu finden (Hashtags, wie erinnern uns dunkel, nannte man damals ja noch Rautezeichen). Wir flogen also ins Blaue – im wortwörtlichen Sinn!

SIARGAOS KÜSTE KANN BEIDES: MELANCHOLISCHES TINTENBLAU UND GROßSPURIGES TÜRKIS

Denn östlich von Siargao kommt nicht mehr viel. Außer Ozeanien. Und dem endlosen Pazifik. An Siargaos Küste verschwimmen melancholisches Tintenblau und großspuriges Türkis. Der Ozean hat das das Eiland zerfranst. Mal umspült er quietschgrün bewachsene Felszacken, schwappt in hellsandige Buchten oder fließt träge in eines von zahllosen Mangroven-Labyrinthen. Siargaos Natur hat ihren eigenen Beat. Und hält (noch) so manchen Touristen fern.

Foto: Camille Robiou du Pont

Wer hier zahme Badestrände wie etwa die der Malediven erwartet, ist fehl am Platz. Oder muss zumindest eine 15-minütige Bootstour zu einer der vorgelagerten Inseln in Kauf nehmen. Siargao selbst hat nämlich ein Gezeiten-, Riff- und Seegras-„Problem“, das genauer betrachtet ein Segen ist: Weil sich viele Buchten – zumindest bei Ebbe – nur bedingt zum Schwimmen eignen, steuern die Massen bisher andere philippinische Inseln an. Zum Beispiel Boracay. Oder Palawan. Und trotzdem: die Zahl der Siargao-Fans wächst unaufhaltsam.

GENERAL LUNA: FRÜHER FISCHER-DORF, HEUTE SURF-MEKKA

Um uns war es in dem Moment geschehen, als uns das Airport-Taxi vor sechs Jahren in General Luna absetzte. Das ehemalige Fischerdörfchen, das sich erst in letzter Zeit zum Mekka für Surfer und Kreative entwickelt hat, glich damals noch einer verträumten Expat-Kommune. Die Tourism Road, die General Luna (oder kurz G.L.) mit Cloud 9, dem berühmtesten Surf Spot der Philippinen verbindet und nicht mehr als ein schmaler, staubiger Sandweg unter Palmen war, teilten sich Locals und ein paar dutzend Zugezogene aus allen Himmelsrichtungen. Viele von ihnen Exil-Großstädter mit einem gemeinsamen Traum: endlich einfach zu leben. Barfuss und mit dem Surfbrett unter dem Arm.

THE BEACH-FLAIR IST SELTEN GEWORDEN. AUF SIARGAO ABER NOCH SPÜRBAR

Obwohl sich seitdem viel verändert hat, die Tourism Road geteert und von einer ständig wachsenden Zahl an Resorts, Restaurants und Geschäften gesäumt ist, hat sich Siargao sein „The Beach“-Flair bewahrt. Wer herkommt, hat noch immer das Gefühl, in ein wunderbares Geheimnis eingeweiht zu werden. Wenn die philippinische Politik begreift, dass genau das Grund ist, warum sich Reisende in die Insel verlieben und eben jene Reisende die Insel mit Respekt behandeln, hat sie gute Chancen, ein Paradies zu bleiben. Falls nicht, sollten wir sie noch so lange wie möglich genießen.