DER ULTIMATIVE SIARGAO ISLAND GUIDE

TEIL 3: ERLEBEN

Wo anfangen, wo aufhören? Den Ruf, ein reines Surfer-Paradies zu sein, hat sich Siargao jedenfalls zu Unrecht eingehandelt. Ja, wer Wellenreiter(in) ist oder werden will, gerät bei rund 30 Surf Spots in Ekstase. Aber die Insel kann so viel mehr!

Foto: Camille Robiou du Pont

ISLAND HOPPING: JE LÄNGER DIE BOOTSFAHRT, DESTO MENSCHENLEERER DIE INSELN

Wie erwähnt: Siargaos Strände sind schön, aber nicht überall zum Baden geeignet. Eine Tatsache, die nur dann enttäuschend ist, wenn man vom Urlaub nicht mehr erwartet – oder noch nie von Guyam, Daku oder Naked Island gehört hat. Vorgelagerte Inseln und Inselchen gibt es rund um Siargao wie Sand am Meer und manche sind nur einen Katzensprung entfernt! Auslegerboote, so gennante Bancas, setzen für ein paar Euro über und bleiben, bis man sich am Postkartenstrand satt gesehen hat oder die Sonne vom Himmel fällt. Ausgangspunkt ist dabei immer der Hafen von General Luna oder eines der Resorts, die solche Touren organisieren. FYI: Guyam (die wegen ihrer Form auch Hamburger Island genannt wird) ist winzig, Naked Island eine schattenlose Sandbank. Beide Inseln sind mehr als Instagram-tauglich, eignen sich aber nicht wirklich, um den Tag auf ihnen zu verbringen. Wer das vorhat, lässt sich lieber auf Daku absetzen: Gegen eine kleine Gebühr vermieten die Insulaner Nipa-gedeckte Kubos (Hütten) und holen frische Kokosnüsse von den Palmen. Wer trotzdem nicht ohne Coke und Co. auskommt, bekommt hier sogar die. Oder einen Flachmann Rum. Ob’s nicht zivilisationsferner geht? Doch, geht es. Je länger und ruppiger die Bootsfahrt, desto menschenleerer die Inseln. Wo genau wir unsere Robinsonaden machen, bleibt aber geheim. Schließlich wollen wir dort noch möglichst lange allein bleiben. Pardon!

ROCK POOLS: SCHÖN, ABER LÄNGST KEIN GEHEIM-TIPP MEHR

Früher oder später ist es so weit: Irgendjemand empfiehlt, die Rock Pools im nördlichen Magpupungko anzusteuern. Guter Tipp? Ja und nein. Bei Ebbe zieht sich das Meer vom zerklüfteten Felsstrand zurück und hinterlässt natürliche, kristallklare Salzwasser-Pools. Das sieht schön aus. Hat sich inzwischen aber auch so weit rumgesprochen, dass man sich die Attraktion – wenn’s schlecht läuft – mit Horden von anderen Touristen (und, wenn’s noch schlechter läuft, mit deren aufblasbaren Matratzen) teilen muss. Wer das ausblenden kann, wird hier ein paar unvergessliche Bahnen ziehen. Allen anderen empfehlen wir, die Pools links liegen zu lassen und auf der Straße zu bleiben. Gen Norden!

DER NORDEN: WO DIE ZEIT NOCH STILL STEHT

Von allem, was wir auf Siargao angesteuert haben, hat uns nichts so sehr bewegt wie Motorrad-Touren entlang der Küste. Ein paar Kilometer außerhalb von General Luna wird es schon ursprünglich, auf der anderen Seite der Insel nahezu surreal: verschlafene Dörfchen, grasende Wasserbüffel und Landschaften, die so umwerfend schön sind, dass man sich fragt, ob sie wahr sein können. Gut zu wissen: Fernab des Südens können Restaurants und Unterkünfte rar werden. Auf halber Strecke zwischen G.L. und Burgos, dem nördlichsten Städtchen der Insel, liegt Pacifico (und das einfache, aber idyllisch gelegene Pacifico Beach Resort) – ideal, um Rast zu machen. Oder sogar ein paar Nächte in relativer Einsamkeit zu verbringen.

MANGROVEN: EIN UNTERSCHÄTZTES NATUR-SPEKTAKEL

Es hat gedauert, bis wie unsere Liebe zu Siargaos Mangrovenwäldern entdeckt haben. Als Fans glasklarer Gewässer, versetzten uns die trüben Sümpfe, die große Teile der Insel einnehmen, erstmal nicht in Verzückung. Ein Fehler! Denn abgesehen davon, dass Mangroven zu den produktivsten Ökosystemen der Welt gehören, sind sie – bei näherer Betrachtung – atemberaubend schön. Unser Tipp: SUP-Boards leihen und eine geführte Tour von Catagnan nach Tawin-Tawin (oder alternative Routen) buchen. Wo? Zum Beispiel im Kermit Surf Resort. Im Stehen erpaddelt sich das Paralleluniversum Mangroven nämlich am besten. Und wer dabei ganz still ist, hört: nichts! Friedlicher wird es nicht.

SUGBA LAGOON: DIE SUCHE NACH DEM TÜRKISESTEN TÜRKIS

Im Netz kursieren unzählige Bilder von türkisfarbenen Lagunen, die sich irgendwo auf oder um Siargao befinden müssen. Irgendjemand muss da gewesen sein – wir waren es leider nicht. Trotz jahrelanger Versuche, unentdeckte Lagunen zu orten, landen wir immer in der, die viele kennen: der Sugba Lagoon bei Del Carmen. Schwamm drüber! Denn das kleine Paradies ist jeden Besuch wert. Kristallklar und tropisch umwuchert, lädt es zum Schwimmen, Schnorcheln und Stand-up-Paddeln ein. Wie hinkommen? Mit dem Motorrad oder Auto bis Del Carmen, danach per Boot nach Caob Island.

BUCAS GRANDE ISLAND: ODER SIARGAOS JURASSIC PARK

Auf unserer persönlichen Siargao-„Bucket List“ steht nicht mehr viel Unerledigtes. Außer: uns auf Bucas Grande verlaufen! Die kleine Inselgruppe beheimatet den Nationalpark Sohoton Lagoon, einen Irrgarten aus Salzwasser-Seen, Mini-Inseln und –Buchten, den wir schon nach unserem ersten Siargao-Trip von der Liste streichen konnten. Done that! Dass Bucas Grande aber noch viel mehr zu bieten hat, haben wir erst später realisiert: Wer die rund zweistündige Bootsfahrt von General Luna zur Sohoton Lagoon antritt, sieht hunderte Meter Küste vorbeiziehen. Unberührte Strände und dichte Dschungel; Landschaften wie aus der Zeit gefallen. Unwahrscheinlich, dass dort schon viele Abenteurer einen Fuß an Land gesetzt haben – und dass wir es nicht trotzdem irgendwann wagen werden.